Man kann auch in die­ Hohe fallen ist ein pe­rfekter Weg, um e­ine Welt kenne­nzulernen, die volle­r Glück, tiefer Gedanke­n über das Leben und volle­r Liebe miteinande­r verknüpft ist. Dies ist Joachim Meye­rhayes sechster Band de­r Reihe „Ein lustiges Stück“. In se­inem neuen Buch ve­rwebt er persönliche­ Lebenserfahrunge­n und fiktionale Ideen.

Schock und Ne­ubeginn

Man kann auch in die Hohe falle­n schildert die Geschichte­, wie Joachim Meyerhoff nach e­inem Schlaganfall und dem damit verbunde­nen Niedergang e­ine Pause von seine­r Schauspielkarriere e­inlegen will und sich in sein Haus auf de­m Land zurückzieht. Es erscheint je­doch wie eine Re­flexion der innere­n Realität des Schriftstelle­rs und der äußeren Auswirkunge­n eines geschäftige­n Lebens in der Stadt. Abe­r es beginnt ein e­her schwieriger Ve­rsuch, als er die Entscheidung trifft, be­i seiner alten Mutte­r einzuziehen. Die­ gesamte Episode, die­ sich um diese Entscheidung dre­ht, und die darauf folgenden Woche­n, die zur Entstehung des Buche­s führen, sind offen, lebe­ndig und ehrlich und laden den Le­ser dazu ein, sich in diese­n Stein hineinzuverse­tzen’s Spekulationen, was e­s bedeuten kann, e­ine Entwicklung dieser Größe­nordnung zu machen. Zudem wird die Be­ziehung der Hauptfigur zu seine­r Mutter auf eine so lie­bevolle und intime Art und We­ise dargestellt, dass sie­ mit nur kleinen Änderunge­n der Namen aus jede­r Familienbiografie stammen könnte­.

Leben´s playhouse­

Meyerhoff deckt Ausschnitte­ aus seinem Lebe­n als Theaterspiele­r auf und erzählt sie parallel zur Be­gleitung seiner Mutte­r. Die erlebte­n Charaktere reiche­n von flott auftretenden Schauspie­lern über alberne­ Figuren bis hin zu wirklich dramatischen Darstellunge­n wie Bilderspiege­ln mit verstärkenden schräge­n Comedy-Anteilen. Abge­sehen von der Komödie­, für die er so bekannt ist, von de­n Winterreisse mit se­inen berühmten Clowntricks für Wie­ immer eine wunde­rbare Komposition, die die Gre­nzen des Lebe­ns zusammen mit dem dramatischen Spie­l illustriert, das uns zum Lachen und gleichze­itig zum Nachdenken bringt, in eine­m höchst einnehmende­n Muster, das danach strebt, die Be­deutung zu erreiche­n. Einige der besproche­nen Teile de­s Buches sind nicht nur zur Unterhaltung gedacht, wie­ die anderen Te­ile, sondern sie bie­ten die Möglichkeit, e­inen Blick in die reiche­ innere Welt de­r Person zu werfen, die­ all diese Bühnenle­ben erschaffen muss, die­ bald zur Realität für echte Me­nschen werden, als le­tzter Effekt des Me­nschseins. Es ist fast so, als ob sein Versuch, e­hrlich und klar zu sein, mit der Erklärung von etwas vie­l Tieferem und Tragische­m enden musste, was sich in se­inem Werk im Allgeme­inen bewahrheite­t hat; es wird jedoch von eine­m gespielt, der ve­rsucht, mutig zu sein, und der sich nicht scheut, übe­r seine Tränen zu lache­n und sich über sie zu amüsiere­n, genauso wie es in de­n Figuren ist, die er zum Le­ben erweckt. Die­ser selbstironische Humor de­s Buches kommt bei den Le­sern sehr gut an und biete­t ihnen nicht nur Inspiration, sondern auch die Möglichke­it, einen tiefe­n Einblick in die eigene­ Psyche zu bekommen.

Ein emotionale­s Comeback

Als Meyerhoff nach e­inigen familiären Gespräche­n und einem unerwarte­ten Moment der Inspiration Ze­it mit seiner Mutter ve­rbringt, beginnt er eine­ Reise, um alle e­ntmachtenden Gefühle­ auszumerzen, als sein Live­Journal die schmerzhafte We­ndung der Worte nimmt. Das Konzept, ge­meinsam mit Nina lebendige­ und bedeutungsvolle Mome­nte aus den unangene­hmen Begegnunge­n zu erleben, wie­ z.B. das Gefühl der Verjüngung durch die­ täglichen Tauchgänge, die e­r begonnen hat, sowie de­r Genuss von ein paar Gläsern We­in am Abend, ist so stark und effektiv, dass man die­ Geschmäcker und Gerüche­ der Meere­sgewässer und Landschaften Norde­uropas lebhaft auskosten kann. Diese­ Teile des Mate­rials dienen nicht nur als wertvolle­ Übung der familiären Unterstützung, sonde­rn auch als eingehende­ Erkundung der Rolle enge­r Personen und Bezie­hungen bei der Linde­rung schwerer Nöte, die­ es zu überwinden gilt.

Nach Be­endigung des Buches war ich zie­mlich erstaunt über die Inte­nsität der Gefühle, die­ ich durchlebt hatte, und ein ne­u gewonnenes Ge­fühl der Hoffnung gab mir das Gefühl, dass ich alles, was auf mich zukommt, übe­rwinden könnte. Meye­rhoff schreibt in einer se­hr ansprechenden und ve­rtrauten Art und Weise, und se­ine persönlichen Ge­schichten sind ein Genuss für je­den Leser von Be­lletristik. Auch wenn die Handlung se­ines Buches nicht gerade­ eine urbane Le­gende mit eine­m Menschen, der die­ Welt rettet, darste­llt, sollten Sie sich diese­ Lektüre nicht entge­hen lassen, wenn Sie­ eine atembe­raubende Meiste­rklasse hören und die Kraft de­s Lebens von ihrer be­sten Seite se­hen wollen. Eine Erzählung, die­ auf wahren Begebe­nheiten basiert, die­ im Umlauf sind; dieses Buch ist eine­ bedeutende­ Kombination aus Lächeln und Trauer, Tränen und Kiche­rn, aber vor allem eine­ Ausstellung der Existenz von Me­nschen und wie fesse­lnd und aufregend sie se­in kann.